Sturmmädchen – Freundinnen in dunkler Zeit von Lilly Bernstein / Rezension
Rezension: „Sturmmädchen – Freundinnen in dunkler Zeit“
von Lilly Bernstein
Autorin:
Lilly Bernstein ist das Pseudonym der Kölner Journalistin Lioba Werrelmann. Sie wurde 1970 als mittleres von drei Bäckerskindern im Rheinland geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Staatsrecht und Germanistik, volontierte beim WDR und arbeitete als Radiomoderatorin und Fernsehautorin. Viele Jahre berichtete sie als Hauptstadtkorrespondentin für den ARD-Hörfunk aus Berlin. 2014 erschien ihr autobiographisches Sachbuch “Stellen Sie sich nicht so an!”, in dem sie erzählt, wie ihr angeborener Herzfehler sie mitten im Leben zu einer Vollbremsung zwang. Danach wollte sie so krasse Geschichten lieber nur noch erfinden, und weil sie Krimis liebt und Berlin vermisste, schrieb sie den Berlin-Krimi “Hinterhaus” – und gewann damit den GLAUSER-Preis als bestes deutschsprachiges Debüt.
Im Dezember 2019 erschien ihr erster Roman. “Erzähl mir was Schönes” ist eine Hommage an die Freundschaft.
Unter dem Pseudonym Lilly Bernstein veröffentlichte Lioba Werrelmann im November 2020 ihren ersten historischen Roman. “Trümmermädchen” spielt im Nachkriegsköln und erzählt die Geschichte einer Bäckersfamilie. “Dieser Roman”, sagt die Autorin, “atmet den Duft meiner Kindheit.” In “Findelmädchen” (Juli 2022) erzählt die Autorin die Geschichte der Nachkriegskinder weiter. Diesmal geht es ins Köln der fünfziger Jahre, in die Zeit der Milchbars und der Petticoats, in der junge Mädchen Mut und Entschlossenheit brauchten, um ihren Weg zu gehen.
Zur Zeit arbeitet Lioba Werrelmann an einer neuen Krimi-Reihe: Paul Schwartzmüller ermittelt im sagenhaften Siebenbürgen.
www.liobawerrelmann.com
Klappentext:
Drei junge Frauen. Ein Schwur. Wie stark ist eine Freundschaft?
Die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe kennen sich seit ihren Kindertagen in der malerischen Eifel. Aber die Zeitläufte stellen ihre Freundschaft auf eine harte Probe. Als die Nationalsozialisten die Macht übernehmen, fühlt Käthe sich von der neuen Ideologie angezogen, während die Jüdin Margot bald um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten muss. Die gehbehinderte Elli, für die Leute im Dorf nur das »Hinkemädchen«, wird hineingerissen in einen Strudel der Gefühle: Angst und Trauer um ihre Freundinnen, Sorge um ihre überarbeitete Mutter, die einzige Hebamme im Tal. Und sie fühlt eine Liebe in sich aufkeimen, die es gar nicht geben dürfte. Doch sie weiß, dass sie nur eine Wahl hat: Margot zu helfen, um jeden Preis. Auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringt und droht, alles zu verlieren, was sie liebt.
Meine Meinung:
Nachdem ich „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ von der Autorin verschlungen habe, beides 5-Sterne-Bücher, war ich auf den neuen Roman von Lilly Bernstein mehr als gespannt.
Die Hauptprotagonistin dieses historischen Romanes ist Elli. Sie ist eine junge Frau, die aufgrund ihrer Gehbehinderung wenig Selbstvertrauen hat. Einzig ihre beiden Freundinnen, Margot und Käthe, halten in allen Lebenslagen zu ihr. Oft wird sie von den Dorfbewohnern nur als „Hinkemädchen“ betitelt und keineswegs für voll genommen. Trotzdem könnte ihr Leben so schön sein, bis die Nationalsozialisten die Macht an sich reißen. Plötzlich verändert sich alles für die drei Freundinnen.
Käthe schließt sich den neuen Machthabern an und ist fast ausschließlich bei den Hitlermädchen anzutreffen, von denen aber Elli nichts wissen möchte. Für ihre Freundin Margot beginnt eine grausame Odyssee, denn sie und ihre Familie sind Juden.
Die Sorge um Margot reißt Elli das Herz raus und sie setzt alles daran, ihrer Freundin beizustehen.
Doch da ist auch noch Ellis Mutter, die körperlich immer mehr abbaut, denn sie ist die einzige Hebamme in der Gegend. Noch hat sie Elli nicht in die Aufgaben einer Hebamme angeleitet, aber die Belastung ist einfach zu groß.
Und dann gibt es einen jungen Mann, der Ellis Herz höherschlagen lässt, obwohl sie doch genau weiß, dass er mit ihr, „dem Hinkemädchen“, doch sicher nichts zutun haben möchte.
Die Kluft zwischen Elli und Käthe wird immer größer, während Margot immer mehr um ihr Leben bangt.
Fazit:
Wieder hat Lilly Bernstein mich begeistern können. Die Story war so spannend und sie hat hervorragend rübergebracht, was die damaligen Nationalsozialisten mit besten Freundinnen gemacht hat.
Ihr Schreibstil ist und war dermaßen fesselnd, dass ich in jeder freien Minute weiterlesen musste. Die Autorin hat die Charaktere so lebensecht erscheinen lassen, und gerade die Wandlung von Käthe hat mich sehr berührt und wieder mal geschockt.
Tja und Elli konnte ich so gut verstehe, wie sehr sie unter ihrer Gehbehinderung gelitten hat. Zur damaligen Zeit sicherlich noch grausamer als zur jetzigen Zeit.
Kurz und gut, ein sehr empfehlenswerter Roman aus der Feder von Lilly Bernstein, dem ich sehr gerne 5 von 5 Sterne gebe.