
Vor hundert Sommern von Katharina Fuchs / Rezension

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Autorin:
Katharina Fuchs, geboren 1963 in Wiesbaden, verbrachte ihre Kindheit am Genfer See, bevor sie zurück nach Deutschland zog. Nach ihrem Jurastudium in Frankfurt am Main und in Paris wurde sie Rechtsanwältin und Justiziarin eines DAX-notierten Unternehmens. Sie lebt mit ihrer Familie im Taunus. Zwei Handvoll Leben, Neuleben und Unser kostbares Leben basieren auf ihrer eigenen Familiengeschichte. Vor hundert Sommern ist nach Das Flüstern des Lebens ihr jüngster Roman.

Klappentext:
Als Lena mit ihrer Mutter Anja die Wohnung der Großmutter ausräumt, entdeckt sie den Nachlass von Anjas Großtante Clara, über deren Leben stets der Schatten von etwas Unausgesprochenem lag. Im Berlin der 1920er Jahre interessiert sich die junge Clara kaum für Politik. Selbst als 1933 alle Zeichen auf Sturm stehen, gestattet sie dem idealistischen Revolutionär Aleksei im Hinterzimmer ihres Hundesalons geheime Treffen abzuhalten – ohne zu ahnen, in welche Gefahr sie sich und ihre Familie bringt. Hundert Jahre später muss sich Lena der Vergangenheit stellen, um ihre eigene Zukunft zu gestalten. Sie erkennt, dass Scham und Schuld aus längst vergangener Zeit ihre Familie bis heute prägen. Schließlich treffen Mutter und Tochter Entscheidungen, die niemand in ihrer Familie versteht.
Rezension:
Dieser Roman spielt in zwei Handlungssträngen. In der Gegenwart lernen wir die betagte 94-jährige Elisabeth Liebig kennen, die vor kurzem in ein Seniorenwohnheim gezogen ist. Ihre Tochter Anja soll sich um den Verkauf ihrer bisherigen Wohnung kümmern. Lena, Anjas 19-jährige Tochter, unterstützt sie dabei kräftig. Dabei stoßen die beiden Frauen auf Fotos, Briefe und Gegenstände, die sie bisher nicht kannten. Insbesondere Lena ist von den Fundstücken sehr angetan und möchte anhand derer die Vergangenheit ihrer Großmutter und Familie auf die Spur gehen. Findet Lena hier eventuell die Lösung für ihr Problem, da es für sie schwierig ist, auf Menschen zuzugehen und sie näher an sich heranzulassen.
Lena besucht ihre Großmutter sehr oft und versucht aus ihr mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Wem gehört diese alte Hundeschermaschine, die sie in der Wohnung gefunden hat.
Schließlich bricht Elisabeth ihr Schweigen und erzählt Lena die Geschichte ihrer Schwester Clara.
Im zweiten Handlungsstrang befinden wir uns in den 1920iger und 1930iger Jahren. Clara Brand arbeitet als Flaschenwäscherin in der bekannten Brauerei Kindl. Sie versteht sich sehr gut mit ihren Arbeitskolleginnen, allerdings leiden alle unter dem Vorarbeiter, der nichts unversucht lässt, um die Arbeiterinnen zu schikanieren und zu belästigen. Doch Clara und auch ihre Kolleginnen sind auf den Job angewiesen, da sie aus ärmlichen Verhältnissen kommen und ihre Familien unterstützen müssen. Irgendwann hält es Clara aber nicht mehr aus und wehrt sich gegen die Avancen des Vorarbeiters. Das bringt ihr jedoch keine Vorteile, denn sie wird vom Chef der Brauerei daraufhin fristlos gekündigt.
Doch Clara hat Glück. Der Sohn des Brauereibesitzers bietet ihre eine Stelle als Hundebetreuerin an. Durch diese Tätigkeit, in der sie auch regelmäßig eine Hundefriseurin kennenlernt, findet sie ihre wahre Berufung.
Fazit:
Dies war der erste Roman, den ich von Katharina Fuchs gelesen habe. Mir hat ihr Schreibstil sofort gut gefallen und die Geschichte hat mich in den Bann gezogen. Ich liebe Romane, die in verschiedenen Zeitebenen spielen und dieses Mal hat mich besonders der historische Teil fesseln können. Ich bin immer wieder darüber erstaunt, wie damals mit den Frauen umgesprungen wurde und was sie teilweise erdulden mussten.
Die Kapitel in der Gegenwart sind sehr detailgetreu und meines Erachtens manchmal zu langatmig beschrieben. Es werden Themen angesprochen, die uns auch in der jetzigen Zeit alle beschäftigen.
Katharina Fuchs hat alle Kapitel mit Namen der erzählenden Protagonisten, dem Monat und der Jahreszahl gekennzeichnet. Dadurch konnte man beiden Erzählsträngen wunderbar folgen. Die Charaktere sind bildlich dargestellt und waren mir sehr sympathisch.
Ein toller Roman, dem ich sehr gerne 4 von 5 Sterne gebe und den ich unbedingt empfehlen möchte. Ich werde mir weitere Romane der Autorin anschauen und bestimmt noch das ein oder andere Buch von ihr lesen.